Die Kampagne #wirzählen

Die Kampagne #wirzählen ist eine Initiative der Grünen mit dem Ziel, Frauenfeindlichkeit sichtbar zu machen. Die Grünen haben einen Antrag gestellt, dass die Frauenfeindlichkeit in die bayerische Kriminalstatistik aufgenommen wird. In Zukunft soll die Polizei Gewalt, Bedrohung, Beleidigung gegen Frauen, wenn es sich also gegen das Geschlecht richtet, dokumentieren und aufzeichnen, um das gesamte Ausmass der Frauenfeindlichkeit sichtbar zu machen.

Straftaten gegen Frauen sind keine Privatsache #wirzählen

 

 

DIE FAKTEN

55.000 Frauen ab 16 wurden 2014 in Bayern Opfer sexualisierter Gewalt.

19.264 Fälle häuslicher Gewalt gab es 2016 in Bayern, davon waren 15.370 der Opfer weiblich, das sind 80 Prozent.

154 Frauen wurden 2011 laut dem Bundeskriminalamt in Deutschland von ihrem Partner getötet.

0 ist die Anzahl an Fällen, die die bayerische Polizei als frauenfeindlich motivierte Straftaten in der Kriminalstatistik zu Hasskriminalität zählt.

KEIN EINZELFALL

Der Mann, der eine Frau*  auf der Straße beschimpft oder übergriffig wird, Vergewaltigungsdrohungen, wenn sie ihre Meinung online kundtut, die Warnung, sie solle abends nicht allein nach Hause – Gewalt gegen Frauen* wird wie eine Ansammlung von Einzelfällen behandelt, dabei hat sie System:

Vergangenes Jahr gab es in Bayern 19.264 angezeigte Fälle häuslicher Gewalt, davon waren in 15.370 Fällen die Opfer weiblich, das sind 80 Prozent. In fast zwei Dritteln der Fälle lebten die Opfer mit dem/der Tatverdächtigen in einer Partnerschaft und in einem gemeinsamen Haushalt. In zwei Dritteln der Fälle kommt es dabei zu einer vorsätzlichen Körperverletzung. Statistisch gesehen kommt es jeden fünften Tag zu einem Mord- oder Totschlagsversuch. 20 Menschen sind letztes Jahr durch häusliche Gewalt in Bayern gestorben.

Unsere Schicksale zählen. Und deswegen muss Frauenhass auch als Hasskriminalität in die Kriminalstatistik eingehen. Kriterien wie sexuelle Orientierung, Religion oder Hautfarbe werden bereits als Motiv des Täters oder der Täterin einer Straftat erfasst. Das Kriterium “Geschlecht” taucht aber nicht in der Statistik auf, wenn es um frauenfeindliche Straftaten geht. Taten also, die sich also explizit gegen das Geschlecht des Opfers richten. Das wollen wir ändern.

Infolinks:

• Digitale Gewalt und die Initiative von bff: Frauen gegen Gewalt e.V.. Weitere Informationen …

• Zahlen zu sexualisierter Gewalt in Deutschland bietet die Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. (Langfassung, 878 Seiten, PDF)

• Stalking in Deutschland. Ein Bericht über die aktuelle Lage. (Statistik Portal)

• Sexualisierte Gewalt in Bayern. Die Pressemitteilung (PDF) zum Antragspaket der Grünen zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen.

 

DIE KAMPAGNE

Solange Gewalt gegen Frauen* nicht als Hasskriminalität zählt, bleibt sie als die systemische Gewalt, die sie ist, unsichtbar und somit schwer zu bekämpfen.

Misogynie (Frauenfeindlichkeit) wird im Bereich politisch motivierte Kriminalität (PMK) unter dem Oberbegriff „Hasskriminalität“ nicht subsumiert. Der Themenfeldkatalog zur Kriminaltaktischen Anfrage in Fällen der PMK (KTA-PMK) beinhaltet im Oberbegriff „Sozialpolitik“ das Unterthema „Frauen und Gleichstellung“ mit den Erläuterungen „Antisexismus, Antipatriarchat“ als einziges beschreibendes Kriterium von politisch motivierten Straftaten im Bereich Frauenfeindlichkeit.

Es erschließt sich nicht, warum Kategorien wie Hautfarbe, Religion, sexuelle Orientierung/ Identität oder äußeres Erscheinungsbild durchaus als Motive für Straftaten im Rahmen der PMK gelten, nicht aber das Geschlecht der Opfer.

Aus diesem Grund hat die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Bayerischen Landtag einen Antrag eingebracht. Darin wird gefordert, die Unterkategorie „Misogynie/ Frauenfeindlichkeit“ in die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für politisch motivierte Straftaten aufzunehmen, frauenfeindliche Straftaten – vor allem auch im Internet – konsequenter als solche zu ahnden und präventive Maßnahmen gegen frauenfeindliche Kriminalität  zu ergreifen.

Den Antrag ist hier als Download erhältlich.

Die Petition bei change.org

Wir fordern eine Polizeiliche Kriminalstatistik zu frauenfeindlichen Straftaten #WirZählen. Hier geht es zur Petition.

Petition #wirzählen change.org
Petition #wirzählen change.org

FAQS

WAS WÜRDE DAS ÄNDERN?

Das Problem derzeit sind fehlende, belastbare Zahlen. Die Anzahl weiblicher Opfer von sexualisierter Gewalt in Bayern z.B. werden in Studien lediglich hochgerechnet und geschätzt. Es muss zudem von einem hohen Dunkelfeld ausgegangen werden, weil sich viele Frauen nicht an die Polizei oder Dritte wenden und diese Taten anzeigen. Deshalb ist es wichtig, die neue Unterkategorie „Frauenfeindlichkeit“ in der Polizeilichen Kriminalstatistik zu schaffen. Durch die Aufnahme in die Statistik wird das Problem klarer ersichtlich und messbar. So wird es auch einfacher, Programme zur Bekämpfung der Ursachen zu fördern.

WELCHE FÄLLE WÜRDEN DARUNTER FALLEN?

„Hey du Schl***!“ – „Street Harassment“, also Belästigung auf der Straße wäre so ein klarer Fall. Genauso wie Beleidigungen aufgrund von Hautfarbe oder Religion, würden Fälle von Bedrohung, Verfolgung oder Beleidigung aufgrund des Geschlechts ebenso gezählt werden.

Eine Frau*, die sich im Netz für ihr Recht auf Abtreibungen äußert und deswegen Vergewaltigungsandrohungen bekommt: Hier steht ebenso eine politische Motivation dahinter, die Frau* zu bedrohen – die Art und Weise ist eine weitere Form von Sexismus.

Taten gegen Frauen* scheinen oft persönlich, weil sie in einem sexualisierten Kontext stattfinden. Die Tatsache, in welcher Situation und auf welche Art und Weise diese passieren, haben aber mehr mit Machtkonstrukten statt mit persönlichen Schicksalen zu tun. Daher müssen sie auch als frauenfeindlich motivierte Straftaten  gezählt werden.

Eine Initiative von:

• Katharina Schulze, E-Mail
• Penelope Kemekenidou, E-Mail

Unterstützerinnen:

Terre des Femmes e.V.
Anne Wizorek
Kampagne „KEINE MEHR“
Frauennotruf München e.V.
„Die Münchnerin“ – Onlinemagazin von und für Frauen in München
One Billion Rising Deutschland


Anmerkung der Redaktion (Sabine M. Mairiedl):

„Was mir persönlich auf der Seite von www.wirzaehlen.com noch fehlt, ist ein konkreter Handlungsaufruf an ALLE, damit es tatsächlich einen Kampagnencharakter hat. Der Aufruf könnte z.B. lauten, in allen sozialen Medien mit dem Hashtag #wirzählen zu kommentieren, sobald von solch einer frauenfeindlichen Tat berichtet wird.“


Polizei und Sexismus

Aus aktuellem Anlass noch ein unglaubliches Fundstück aus dem sozialen Netzwerk: Die Polizei im Oberfranken postet die Brüste einer kopflosen Frau und stellt den Satz dazu: „Holz vor der Hütt’n kann man nicht genug haben – bei Lastern ist bei 40 Tonnen Schluss.“ und gibt sich ahnungslos, weil sie für diese Darstellung gerügt werden.

Quelle:
https://www.facebook.com/susanne.wosnitzka/posts/10213122005822622?pnref=story

Presse-Meldungen zum Thema:

„Das geht gar nicht!“ Kritik an Busen-Tweet der Polizei Oberfranken. Ausgerechnet in Zeiten der MeToo-Debatte hat die Polizei in Oberfranken über ihre eigene Arbeit mit einem anzüglichen Busen-Tweet berichtet und dafür sogleich Kritik geerntet. FOCUS (23.2.2018)
• Sexismus. „Holz vor der Hütt’n“: Polizei Oberfranken erntet Kritik für Busen-Tweet. Die Polizei Oberfranken hat mit einem Busen-Posting auf Twitter und Facebook am Freitag ungewollt für reichlich Gesprächsstoff gesorgt. infranken.de (23.2.208)
Weibliche Körperteile präsentiert. Holz vor der Hütt‘n – Polizei-Tweet sorgt für Empörung bei Frauen. TZ (23.2.2018)
Holz vor der Hütt’n: Busen-Foto wird für Polizei zum Skandal. Ist ein Dekolleté Sexismus? Bayerische Polizei unter Kritik. tag24 (24.2.2018)
„Holz vor der Hütt’n“: Polizei fängt sich Rüge wegen eines sexistischen Tweets ein. Der Westen (24.2.2018)
Polizei will lustig sein und löst dabei Shitstorm aus. „Holz vor der Hütt’n kann man nicht genug haben“, scherzte die Polizei Oberfranken auf Twitter bei einem ihrer Einsatzberichte – inklusive Busen-Foto. heute.at (24.2.2018)
Polizei Oberfranken wird wegen Busen-Tweet kritisiert. Augsburger Allgemeine (23.2.2018)

Polizei gibt sich ahnungslos

Dass die Herren und Damen der Polizei aber so rein gar nichts verstanden haben, stellt Ihre eigene Internetseite Polizist=Mensch unter Beweis: Sie stellen ein nicht weniger sexistisches Symbolbild auf ihre Seite und geben sich weiter ahnungslos. Unglaublich!
Seht selbst: Sie haben dafür eine eigene Seite eingerichtet: Eure Meinung ist gefragt: ist das sexistisch?
Unten auf der Seite steht ein Counter. „Wir hatten bisher: 814.109 Besuche. Danke dafür!“ … Was soll manfrau sagen. „Sex sells. Auch bei der Polizei.“

(Ich habe für mich einen Screenshot gemacht. smm)

Hinweis:

Hast auch Du sexistische Werbung entdeckt?
Hier kannst Du sie melden:
Pinkstinks – Monitoring sexistischer Werbung

 

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